Chagall bis Malewitsch - Die Russischen Avantgarden (de) - a podcast by CastYourArt.com

from 2016-03-14T11:00

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Chagall bis Malewitsch - Die Russischen Avantgarden
Der Konstellation, die sich aus der russischen Revolution, dem folgenden Bürgerkrieg und dem europäischen Trauma des 1. Weltkriegs ergab, verdankte sich die Bereitschaft zu einem kollektiven Bruch mit der Vergangenheit, in politischer und ästhetischer Hinsicht.

Diese Einflüsse, die Revolution 1917, Lenins Tod 1924 oder der Stalinismus sind in der Kunst, ihren Widersprüchen und Schwenks, abzulesen. Schon im ersten Raum der Albertina Ausstellung "Chagall bis Malewitsch - Die Russischen Avantgarden" ist an gegensätzlichen Bildpaaren aus der Hand einzelner Künstler zu sehen, wie die politischen Bedingungen von Zarentum, Revolution und Stalinismus zu frappierenden Stilwechseln im Werk der einzelnen Künstler führten.

In vielerlei Hinsicht meinte die russische Avantgarde das Ende der Geschichte und den Tod Gottes erlebt zu haben, Ereignisse die unstrittig schienen. Dies brachte das Bedürfnis nach der Erschaffung einer neuen Wirklichkeit mit sich, und nicht der Darstellung einer Realität, die bereits vollständig zerstört wurde - ein Programm, das vom Suprematismus betrieben wurde, dessen wichtigster Vertreter Malewitsch, der Erfinder der abstrakten Kunst ist.

Malewitsch’s Bilder sind in der Albertina in weißen Räumen ausgestellt. Malewitsch, Kandinski, Chagall, Rodchenko, Larionow, und viele weitere Schlüsselfiguren, deren Werke zu sehen sind, zeugen vom transformativen Impuls, der wie nirgends in Europa so sehr von einer politischen Konstellation begünstigt wurde.
Allerdings gab es im revolutionären Russland keinen privaten Kunstmarkt, die Künstler mussten um staatliche Aufträge konkurrieren, und die Politik hatte enormen Einfluss auf die Kunst jener Zeit - die künstlerischen Gegensätze zwischen den Akteuren waren auch existentiell.

Als Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski zum Volkskommissar für Bildungswesen und Leiter des Kunstministeriums berufen wurde, ernannte er Chagall, den er im Exile kennengelernt hatte, zum Kunst-Kommissar in Witebsk. An der Kunstakademie in Witebsk, an der Chagall unterrichtete, und wohin er Malewitsch und El Lissitzky berufen hatte, lief seine Malklasse 1920 geschlossen zu Konkurrent Malewitsch über – die Abstraktion war das neue Dogma zu jener Zeit, Gegenständlichkeit galt als reaktionär.

Enttäuscht ging Chagall über Moskau nach Paris und schließlich nach New York und arbeitete weiter an seinen farbkräftigen Bildern über die untergegangene Welt der Schtetln. Chagall wandte sich im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen nie von der gegenständlichen Malerei ab, die er als realistisch und nicht fantastisch ansah. Seine poetisch-nostalgische Bildsprache zeigt eine Realität jenseits der Natur, deren Sinn sich aber nur jenen erschließen wird, die ihn zu entziffern vermögen. Dieser Sinn liegt seit je in den Dingen, den Erscheinungen und Ereignissen verborgen, und es ist der ureigene Wesenszug des Künstlers diesen Sinn zu erkennen und freizulegen. Nur durch dieses Erkenntnisvermögen gelingt es ihm, Bilder in eine harmonische Ordnung zu bringen, die den verstreuten Fragmenten unserer wahrgenommenen Realität einen Sinn verleihen können.
Den leuchtenden Bildern von Marc Chagall ist in der Albertina ein eigener, in dunklem Blau gehaltener Raum gewidmet, unter anderen mit dem berühmten „Grünen Geiger“, einer Leihgabe des Stedelijk Museum Amsterdam. Weitere Leihgaben kommen aus Bern, Basel, und dem Hauptleihgeber, dem Staatlichen Russischen Museum St. Petersburg. (Text: Cem Angeli)
Museum Albertina | albertina.at
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