Georges Braque. Kubismus an Picassos Seite (de) - a podcast by CastYourArt.com

from 2008-12-09T17:00

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Georges Braque - Kubismus an Picassos Seite

Es begann, wie Malerei, die den Blick des Neuen fängt und wie dieses die gewohnte Sicht auf die Dinge verstellt, fast immer beginnt. Mit dem Wandel der Zeit. Mit dem Zusammentreffen künstlerischer Begabungen. Mit Bewunderung, Unverständnis und auch mit Ablehnung.

Vier Jahre nachdem Georges Braque aus der Normandie kommend in die Hauptstadt zieht, malt er Landschaften noch im impressionistischen Stil. Sein Einflussgebiet aber verändert sich. Er bewundert Matisse, Derain, Dufy und Friesz. Es vergehen keine zwei Jahre und er ist einer der ihren, der Fauves, der jungen Wilden, wie Louis Vauxcelles, der Kunstkritiker, sie anlässlich einer Ausstellung herablassend nennt. Braque pendelt zwischen Stadt und Land, dem Pariser Bezirk Montmartre, wo auch Picasso sein Atelier eingerichtet hat, und den südlichen Regionen am Mittelmeer. Dort, in der Provence, entstehen Braques erste fauvistische Landschaftsbilder reiner Farbe. Ab 1908, erneut reist er in den Süden nach L'Estaque, greift in seinen Bildern zusehends die Fläche Raum. Diese Vorboten des Kubismus, Braque will sie im Salon d'Automne ausstellen, werden von der Jury abgelehnt.

Braque, "C'est ma femme" gibt Picasso der intensiven künstlerischen Zusammenarbeit Ausdruck, die in den darauf folgenden Jahren beginnt. In wechselseitiger Inspiration und gegenseitigem Ansporn experimentieren die beiden Künstler malerisch: Gegenstandszersplitterung. Durchbrechung der Zentralperspektive zugunsten der Vervielfachung der Blickpunkte. Konzentration auf die Bildwirklichkeit statt Gegenstandswirklichkeit bis an die Grenzen zur Abstraktion. Auflösung von Figur und Grund. Experimentieren mit dem Objektcharakter des Bildes, seiner Struktur, Materialität und Eigengesetzlichkeit. Einbringung von kunstfremden Materialien und Bruchstücken in die Bildwirklichkeit. Der Zusammenarbeit entspringen die bahnbrechendsten Innovationen des noch jungen Jahrhunderts. Sie sind kunstgeschichtliche Ausgangspunkte der weiteren Entwicklungen moderner Kunst. Mit dem Beginn des zweiten Weltkriegs endet die "Seilschaft in den Bergen" wie Braque die gemeinsame Zeit rückblickend nennt.

In der Zeit nach dem Krieg schließt Braque an den Kubismus an. Er widmet sich dem Stillleben. Malerei müsse greifbar machen. Den Weg in die gänzliche Abstraktion hat der Künstler stets vermieden. Es folgen Atelierbilder, ein introvertiertes Sujet für eine ebensolche Persönlichkeit, in den letzten Jahren seines Lebens kehrt Braque zur Landschaft zurück.

Trotz der intensiven Zusammenarbeit und Braques Innovationsgeist stand stets Picasso im Vordergrund. Das erklärt sich aus der Ökonomie der Aufmerksamkeit des Extrovertierteren der beiden Maler, auf künstlerischer Ebene rechtfertigt sich dieses Ungleichgewicht jedenfalls nicht, erklären Heike Eipeldauer und Caroline Messensee, die beiden Kuratorinnen der jüngsten Braque Retrospektive im Bank Austria Kunstforum in Wien.

Wer Braque nicht gesehen hat, kann so vieles was an Kunst sonst noch gezeigt wird, nicht verstehen. Mit über achtzig Werken von über fünfzig internationalen Leihgebern bietet das Bank Austria Kunstforum in Wien bis zum 1. März 2009 einen umfassenden Einblick in das beeindruckende Oeuvre des französischen Malers. Eine Chance, die sich in Mitteleuropa das letzte mal vor über zwanzig Jahren geboten hat und in Österreich noch gar nie. (wh)

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