Inszenierungen für die Kamera - Albertina Museum - a podcast by CastYourArt.com

from 2017-04-18T09:00

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Inszenierungen für die Kamera - Albertina Museum
Formen der Inszenierung stehen im Fokus dieser bereits dritten Präsentation aus der Albertina-Fotosammlung. Mit 120 Werken aus ihrer eigenen Sammlung untersucht Acting for the Camera die vielfältigen Formen von Inszenierungen bzw. Selbstinszenierungen von Modellen für die Kamera.

Sechs Kapitel umfasst die von von Walter Moser, Anna Hanreich und Astrid Mahler kuratierte Schau, eines der frühesten historischen Fotodokumente dabei ist eine Daguerreotypie aus den 1850er Jahren, die den Bildhauer Hans Gasser bei der Arbeit zeigt. Hier zeigt sich die Notwendigkeit der Inszenierung aufgrund des langen Haltens der Pose für die Belichtung. Mit Fortschreiten der Technik wurden Fotografen und ihre Modelle zusehends unabhängiger von den Belichtungszeiten und begannen ihre Möglichkeiten kreativ zu nutzen.
Anstatt die Persönlichkeit abzubilden, kann der Körper auch als reines Material in Szene gesetzt werden, wie in jener Studie, bei der Albert Londe 1890 das Stemmen einer Hantel dokumentierte, oder wie bei Ottomar Anschütz der zur selben Zeit mit anonymen Modellen Bewegungsabläufe wie den Speerwurf nachvollziehbar machte. Die wissenschaftlichen Fotostudien dienten der Analyse menschlicher Bewegungsprozesse, u.a. für medizinische Zwecke, oder auch als Vorlagen für Künstler.
Vorlagen waren wohl auch jene Frauenakte, die von Otto Schmidt stammen und ebenfalls in der Albertina zu sehen sind.
Anfang des 20. Jahrhunderts wandelte sich die Beziehung zwischen Fotografierten und Fotograf. Tänzer und Tänzerinnen arbeiteten mit Fotografen zusammen, um ihre Kunst in zu dokumentieren und bewerben, was wechselseitige Beeinflussungen zwischen Tanz und Fotografie bewirkte.
Damals war die Bildsprache des Ausdruckstanzes einflussreich, wie am Beispiel der großflächig abgedruckten Fotografie von Anton Josef Tr?ka ersichtlich, in der Egon Schiele mit tänzerisch expressiver Gestik posiert, beeinflusst vom Pantomimen Erwin Osen.
Rote Fäden in der Fotografiegeschichte werden sichtbar, u.a. am Wechselspiel zwischen Authentizität und Inszenierung. Die Übergänge zwischen den sechs Themenschwerpunkten sind fließend. Den Fotografien liegen vielschichtige Formen der Zusammenarbeit zwischen dem Modell und Fotograf zugrunde, als gemeinsamer kreativer Prozess, wie die Fotos von Tänzerinnen und Schauspielern aus unterschiedlichen Sammlungs- und Stilbereichen zeigen.

Film- und Theaterschauspieler setzten das Medium Fotografie bewusst ein, um ihr Image zu konstruieren.
In Wien gab es bis in die 1930er Jahre mit Madame d’Ora, Trude Fleischmann und Franz Xaver Setzer drei auf Schauspielerportraits spezialisierte Fotoateliers. Vor allem Theaterschauspieler ließen sich in ihrem jeweiligen Rollenkostüm fotografieren.
Die Schauspielerporträts bilden einen eigenen Schwerpunkt der Schau, wie z.B. die ikonischen Aufnahmen von Romy Schneider, die sich damals von ihrem Sissy-Image zu lösen versuchte. 1964 wurde sie von Will McBride auf einem Sofa in Paris in Szene gesetzt, ihre Posen belegen die aktive Rolle des Modells.
Das Thema der Inszenierung tritt unter dem Gesichtspunkt des Zusammenspiels von Modell und Fotograf unter verschiedenen Aspekten klar hervor. Inszenierte Fotos sind demnach oft Gemeinschaftsarbeiten zwischen Modell und Fotograf.
Ein Kapitel ist dem Wiener Aktionismus und dem Künstler selbst als Sujet gewidmet. Ohne die Fotodokumente wären diese Performances von Rudolf Schwarzkogler oder Günter Brus für die Nachwelt nicht vorhanden. Die Fotografen kommen hier nun auch namentlich zu Ehren. Arnulf Rainer ließ sich fotografieren und übermalte dies Bilder dann, der Fotograf blieb dabei stets anonym.
Die neuesten Werke der Ausstellung sind Erwin Wurms One Minute Sculptures mit ihren humorvollen Posen. (Text: Cem Angeli)

Albertina Museum | www.albertina.at
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