#3 was uns Frau Holle über`s Weib-Sein lehrt - a podcast by Mia Brummer

from 2019-10-10T09:12:03

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In der heutigen Folge möchte ich Dir von einem Märchen erzählen, das uns den Weg ins


Weib-Sein zeigt und was passiert, wenn man sich der Initiation verweigert.


 


Und da es eine ziemlich lange Geschichte ist, werde ich sie in zwei Teilen erzählen.


 


Ein Audio hat ja keine Möglichkeit, Untertitel einzublenden; daher kannst Du den Inhalt der Folge hier auf Hochdeutsch nachlesen.


 


Märchen wurden früher nicht den Kindern erzählt sondern waren Geschichten die von inneren Seelenbewegungen, von Seelenzuständen, die Menschen dazu zwangen, sich auf eine Reise zu begeben, sich ihren tiefsten Ängsten zu stellen, dem Drachen, sich also ihrer größten Angst auszusetzen, ihr zu begegnen,aus sich herauszuwachsen um dann den Schatz zu bergen und als Held oder Heldin nach Hause zurückzukehren.


 


Unsere Seele denkt in Bildern, nicht in Worten. Und darum sind diese bildgewaltigen Märchen bestens dazu geeignet, unserer Seele dieInformationen zu geben, die sie braucht, 


damit sie sich auf ihre eigeneHeldinnenreise macht. 


 


Wir sind heutzutage viel mehr im Kopf unterwegs, denken, analysieren, strukturieren, evaluieren….darin sind wir Meister


 


Bilder auf Seelenebene zu verstehen geht uns nicht mehr so leicht von der Hand,


der Zugang ist bei vielen Frauen verschüttet aber fängt man an, diesen Zugang wieder gangbar zu machen, dann wird er mit jedem Mal gehen etwas ein vertrauter.


Bilder öffnen ihre verborgenen Botschaften und lassen uns in unsere Seelenlandschaft eintreten.


 


Hast Du Lust darauf, ein ganz besonderes Märchen zu entschlüsseln?


Dann öffnen wir heute das Tor zur Frau Holle.


 


Erinnerst Du Dich an sie?


dem Märchen von der Goldmarie und der Pechmarie?


Darin geht`s um die Initiation vom Mädchen ins Weib-Sein.


 


Vor langer langer Zeit gab`s eine Witwe, die hatte zwei Töchter, die eine war die „richtige“, also ihr Kind, die andere war die vom Vater in die Ehe mitgebrachte Stieftochter. Beide hießen Marie.


Die eine Marie wuselte mehr oder weniger als Bedienstete durchs Haus, leistete Schwerstarbeit ohne Unterlass, versuchte, Anerkennung im Tun zu erhalten, während die andere Marie sich unablässig nur um sich selbst drehte, keinen Bock hatte, sich an den Pflichten zu beteiligen.


Heutzutage wäre sie wohl ein Teenager, der pausenlos am Handy hängt, die Welt mit gefotoshopten Selfies überschwemmt und sich in der Bewunderung der Follower badet.


 


Ob Du die Vorpubertät als Sonne oder als Trabant, der immer eine Sonne braucht, um die er kreist, erlebst, hängt davon ab, wie Dir Deine Eltern in der Kindheit begegneten.


Wurdest Du als Prinz oder Prinzessin idealisiert, Dir nie Grenzen gesetzt, machten sich Deine Eltern zu Dienern, die jeden Wunsch erfüllten, war er noch so abstrus,


war das Kind für die Eltern das Allergrößte, Allertollste, Allerheiligste, das Sonnenkind, gehätschelt und getätschelt, dann konnte ja nur ein um sich und seine Bedürfnisse kreisendes Kind herauskommen.


 


Wenn das Kind aber kaum beachtet oder nur beachtet wurde, wenn es Leistung erbrachte, seine Bedürfnisse ignorierte oder hinter die der anderen stellte, 


sich selbst verlor, um den Sonnen noch besser zu dienen,


dann wuchs ein Mensch heran, der sich über`s Tun, am besten noch, über den Dienst am anderen definierte.


 


Und jetzt nimmt die Geschichte ihren Lauf….


 


Eines Tages kommt die fleißige Marie fassungslos zur Mutter gelaufen. Sie hat sich an der Spindel gestochen die nun blutig ist. Ihr wisst es natürlich schon, was damit gemeint ist.


Das Mädel hat ihre Tage bekommen. Sie steht an der Schwelle zur Frau und sucht Rat bei ihrer Mutter. Doch die kriegt die Krise und scheucht sie aus dem Haus.


 


Wie war dieser Moment bei euch?


Wie hat eure Mutter reagiert, als ihr das erste Mal geblutet habt?


Hat sie euch das Frau-Sein erklärt? Ich spreche jetzt nicht über Verhütung oder Aufklärung,


sondern übers Frau-Sein.


 


Ich glaube, es gibt in unserer Zeit wenige initiierte Mütter, die ihren Töchtern das Weib sein lehren, hatten sie doch meistens kriegs- oder nachkriegsgeschädigte oder traumatisierte Frauen als Mutter.


 


Die Geschichte von Frau Holle zeigt uns aber einen Weg, der uns ohneeine initiierte weltliche Mutter ins Weib-Sein führt…


 


Das junge Mädchen läuft also mit ihrer blutigen Spindel zum Brunnen und beim  verzweifelten Versuch, das Geschehen rückgängig zu machen, was, wie ihr wisst, einfach nicht geht, schrubbt und schrubbt sie an der Spindel rum, bis sie ihr in den Brunnen fällt


Gott sein Dank, sag ich, die weiß, wie`s weiter geht, Gott sei Dank hat sich da eine größere Macht dem Kind angenommen.


 


Doch für das Mädchen ist das erst einmal ein Weltuntergang. Und schon wieder greife ich etwas vor denn die Initiation zum Weib findet nicht in der alltäglichen Welt statt


sondern in einem Raum, den das Tages-Bewusstsein nicht betreten kann.


 


Die Schwerkraft half da a bisserl mit, denn die Spindel fällt tief in den Brunnen


Und es bleibt dem verängstigtem Kind nichts Anderes übrig, als sich zwischen Tod und Verbannung zu entscheiden.


 


Es zieht sich auf den Brunnenrand, vielleicht schickt es noch ein Stoßgebet nach oben


und springt in den Brunnen….


 


Sie fällt und fällt,


Immer tiefer und tiefer,


hat keine Kontrolle mehr über ihr Tun oder Sein,


verliert das Bewusstsein


und überlässt sich dem Nichts


 


Als sie wieder aufwacht, liegt sie auf einer Blumenwiese, wo die Sonne scheint und vieltausend Blumen standen, so erzählt das Märchen.


 


Das Mädchen musste sich also von ihrem vertrauten Umfeld verabschieden, alles hinter sich lassen, den Tod ihres alten Ich`s in Kauf nehmen, ihr Alltags-Bewusstsein verlassen 


um in der Natur in einem veränderten Bewusstseins-Zustand aufzuwachen.


 


Durch den tiefen Brunnen gelangt sie in die Anderswelt der Frau Holle, 


die nichts Anderes ist als unsere Mutter Erde, die große Göttin, die Urmutter allen Seins.


 


In der magischen, jenseitigen Welt durchschreitet Marie nun auf ihrer Initiationsreise alle Jahreszeiten.


 


Noch steht sie inmitten der frühlingshaften Blumenwiese, ist glücklich versunken im prachtvollen Blütenmeer, bindet sich vielleicht ein Gänseblümchen-Kränzchen,  doch ein innerer Ruf zieht sie weiter in Frau Holles Reich, in dem alles belebt ist, ein Bewusstsein hat, mit ihr kommunizieren kann…. sogar Brote, die aus einem Backofen nach ihr rufen:


 


zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich: ich bin schon längst ausgebacken.“


 


Sie ist auf ihrer Reise im Sommer angekommen. Das Getreide ist geerntet, gedrescht, gemahlen und zu Broten geformt worden.


In Frau Holles Reich ist ein Backofen nicht nur ein Backofen sondern ein Symbol für den weiblichen Schoß und der frische warme Brotlaib ist folglich das Symbol eines neugeborenen Babies. Unsere Marie ist im Sommer angekommen und hilft als eine Art Hebamme dabei, neues Leben zu gebären.


 


Wenn ihr jetzt glaubt, dass euch die Geschichte erzählen will, dass ihr eure Bestimmung im Kinder kriegen und den Haushalt versorgen liegt, dann lest ihr dieses Seelenbild mit der kulturellen Brille einer Frau, nicht mit der intuitiven Sicht eines Weibes.


Die erkennt, dass wir im Reich von Frau Holle lernen, etwas in uns keinem zu lassen. Das mag eine Idee, ein Vorhaben, eine Lebensvision oder ein Projekt sein.


Und es geht darum, zu lernen, dieses neue Vorhaben, das aus unseren tiefsten inneren Seelenbewegungen kreiert wurde, in uns zu nähren und zwar so lange, bis es reif ist, geboren zu werden. Wir lernen in Frau Holles Reich, dass es wichtig ist, unseren Instinkt zu schärfen um den richtigen Zeitpunkt zu spüren, wann etwas ins Leben entlassen werden soll.


Und wir lernen, aus Zutaten, die uns das Leben schenkt, UNS zu nähren, uns zu versorgen.


 


In dem Märchen ist Marie noch allein am Backofen. Da sind keine Partner, Eltern oder Kinder, die nach materieller oder emotionaler Nahrung rufen und erwarten, dass wir die zur Verfügung stellen.


 


Nein, das Mädchen lernt dort, sich selbst zu nähren, zu kreieren und den richtigen Zeitpunkt zu erspüren, wann es Sinn macht, Ja zu sagen und wann Nein.


 


Wir wissen nicht, wie lange Marie dort am Backofen verweilt


In der Anderswelt spielt die Zeit, so wie wir sie kennen, keine Rolle


 


Doch irgendwann geht sie weiter und trifft auf einen Apfelbaum, der sie bittet, die reifen Äpfel aufzuklauben. 


Woran erinnert euch das Symbol des Apfels?


Ist er für euch ein Sinnbild der Fruchtbarkeit oder wie uns das Christentum lehrte, Frucht der Verführung und Sünde. Oder ist er das weibliche Symbol der Regentschaft? Könige wurden seit jeher mit Reichsapfel und Zepter inthronisiert. Dem weiblichen und männlichen Symbol das ein fähiger Herrscher auch in sich vereinen sollte.


Geht es vielleicht darum, als Weib seinen Platz als Königin, als Herrscherin über ihr eigenes Reich im Erwachsenenleben einzunehmen? 


 


Wie viele Frauen gibt es, die Angst vor ihrer eigenen Kraft haben. Die das Wort „Macht“ aus ihrem Wortschatz gestrichen haben oder nur dafür nutzen, um sich als Opfer zu beschreiben, das einem machtvollen Zustand, Gegenüber oder Situation ausgeliefert ist.


 


Macht definiert laut Wikipedia jedoch den Umfang der physischen und psychischen Handlungsmöglichkeiten einer Person, nicht was sie damit anstellt.


 


Sich ermächtigen zu können, sich als machtvoll, also handlungsfähig zu definieren ist der einzige Weg, sich aus dem Opfer-Sein herauszuschälen.


 


Anzuerkennen, dass Dich kein anderer aus der Grube der Abwertung, des Selbstverrats und des Selbstmitleids rausziehen kann, sondern nur Du selbst, in dem Du Dich ermächtigst, ist


die innewohnende Lehre, die im Bild des Mädchens steckt, das ihre Äpfel aufsammelt.


 


Bevor Du also ins Erwachsenen-Alter eintrittst ist es sinnvoll, Dich Deiner Fähigkeiten,


Deiner Gaben, Deiner Talente zu erinnern.


Aus all diesen Äpfeln, die Du aufklaubst und als Seelenbrotzeit mit ins Erwachsensein mitnimmst, ensteht Dein Selbstwert, Deine Selbstannahme, Deine Selbstakzeptanz.


 


Ja, es ist manchmal anstrengend, die Äpfel-Lese. Das mühsame Bücken, die Unterscheidung von reifen, unreifen und faulen Äpfeln, manche haben sich vielleicht unterm Holz versteckt, sind weit weg gekullert. Andere muss man vielleicht aus Kuhlen holen, erscheinen erst gar nicht so wertvoll und doch sind sie, wenn man sie kostet, saftig und schmackhaft.


 


Was hältst Du davon, bis zum nächsten Mal Deine Äpfel aufzusammeln?


Zu sortieren, zu prüfen, was da in jedem Apfel an Talenten, Fähigkeiten und Eigenschaften drin steckt, sie wirklich zu benennen?


Und euch dann an der reichen Ernte zu erfreuen?


 


Beim nächsten Mal erzähle ich euch, was die Marie im Haus der Frau Holle gelernt hat


Und was sonst noch passiert ist auf ihrem Weg vom Mädchen zum Weib.


 


Das Weib


schlummert in uns


Es braucht nur geweckt zu werden


 


Hörst Du sie schon leise rufen?


 


Dann komm` mit und sei dabei!


Lass uns unser Rudel wieder zusammenrufen, denn Weib-Sein lernt man unter Weiber


 


Ich freue mich, wenn Du das nächste Mal mit dabei bist!


 


Hören kannst Du meine Sendung als Podcast oder auf meinem Youtube Kanal


Und wenn Du mich weiterempfiehlst, dann danke ich Dir ganz herzlich


Denn ich glaube, die Welt braucht einfach noch viel mehr Weiber!  


 


Bis dahin


von Weib zu Weib


Deine Mia

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