Lasst uns kurz über Hochwasser reden! - a podcast by Andreas Lerg

from 2021-02-07T11:27:26

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Eigentlich wollte ich heute mit Euch den zweiten Teil der Kannewischer-Studie besprechen, aber das machen wir nächsten Sonntag. Lasst uns doch mal kurz über das aktuelle Hochwasser sprechen.


Gestern, am Samstag, dem 6. Februar haben wir um die Mittagszeit auf Facebook, dort auf der Facebook-Seite der DLRG Oppenheim ein paar Anmerkungen zum aktuellen Hochwasser im Land gepostet. Dieser hat stand heute Sonntag 7. Februar 11.30 Uhr, über 33.400 Personen erreicht und er wurde bislang 488 mal geteilt. Man könnte quasi sagen, der Beitrag läuft wie das sprichwörtliche „geschnitten Brot“. Deshalb dachte ich mir, dass ich heute mal vom Themenfahrplan abweiche und euch diesen Facebook-Beitrag vorlese, denn er enthält unserer Meinung nach eine wichtige „Botschaft“, wenn man das mal etwas hochtragend aus drücken will. Also hier ist dieser Facebook-Beitrag im Wortlaut.


Ein paar Anmerkungen zum Thema „Hochwasser gucken“.


Der Rhein ist sprichwörtlich aus seinem Bett gestiegen und derzeit zieht es viele Menschen an seine überschwemmten Ufer, um „Hochwasser zu gucken“. Grundsätzlich ist das ja auch ok, aber wir hätten doch ein paar Hinweise und Tipps dazu.


Tiere: Vielen bei uns heimischen wilden Tieren „läuft derzeit ihr Lebensraum voll“. Nehmen wir das Oppenheimer Wäldchen und die Ufer-nahen Wiesen und Felder als Beispiel. Die Tiere flüchten vor dem Hochwasser landeinwärts. Wenn es dort dann aber von Menschen wimmelt, die auf dem Winterdamm spazieren gehen, treibt man die Tiere damit zurück in die überfluteten Flächen. Dort können sie ertrinken.


Die Dämme: Durch Regen und eventuell an den Dämmen anstehendes Wasser des Rheins weichen die Dämme auf. Wenn dann wieder zahllose Menschen auf diesem riesigen und vielleicht vollgesogenen „Schwamm“ herumlaufen und dabei vielleicht noch von den festeren Wegen abweichen, treten sie die Grasnarbe kaputt. Eine intakte Grasnarbe aber ist für das Funktionieren eines Dammes - eigentlich Deiches - unglaublich wichtig. Und wenn dann nicht nur auf den Dämmen herumgelaufen, sondern vielleicht noch mit Fahrrädern oder gar Autos darauf gefahren wird, können weitere Belastungen und Schäden entstehen. Dämme sind Schutzbauwerke, die uns alle aber nur dann vor Hochwasser schützen, wenn sie intakt und nicht banal formuliert platt und weichgetrampelt sind.


Das Wasser und die Strömung: Es mag spaßig sein, im seichten Bereich des Hochwassers sozusagen „durch die Pfützen zu stampfen“. Aber sieht man, wo es noch flach ist und wo es tiefer wird? Und der Rhein hat bei Hochwasser eine gewaltige Strömung, die unerbittlich alles und jeden mitreißt, der in ihren Sog gerät. Dazu ist dann noch viel Treibgut auf dem Fluss unterwegs. Und von den aktuellen Wassertemperaturen und den entsprechenden Überlebenschancen wollen wir garnicht erst reden. Das Spielen am Hochwasser kann so zu einem Spiel mit dem eigenen Leben werden.


Also: Man kann gerne das Hochwasser betrachten, aber das geht auch aus der Distanz! Man muss weder „ran noch rein“! Mag sein, das ein Foto auf Facebook, wo man sich knietief im Hochwasser stehend oder auf einer im Wasser stehenden Sitzbank am Ufer sitzend zeigt, cool ist und viele Likes bekommt. Aber eine Todesanzeige in der Zeitung ist nicht cool und bekommt keine Likes. Und ein Reh oder anderes Wildtier, das als Kadaver im Wasser treibt, weil es vor Menschen „zurück ins Wasser“ flüchten musste, würde sich auch nicht all zu gut auf Instagram machen, oder? Wer Fragen hat, gerne melden.



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