Annabelle Fürstenau - a podcast by FH Vorarlberg

from 2013-04-23T19:00:39

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Blumen stehen für Schönheit und Vollkommenheit, versinnbildlichen aber ebenso Vergänglichkeit und Tod. Seit Beginn der Fotografie wurden blühende Pflanzen in ihrer vergänglichen Schönheit abgelichtet. Karl Blossfeldt, Irving Penn, Edward Weston, Robert Mapplethorpe kommen uns in den Sinn, wenn wir an fotografische Abbildungen von Blumen denken. Ornamentales, Graphisches, Abstraktes, Erotisches entdecken wir in ihren Bildern.



Annabelle Fürstenau erweitert das Spektrum der Pflanzenfotografie um eine zunächst typologisch, fast botanisch-wissenschaftlich anmutende Facette. Für ihre Fotografien bricht sie die vollkommene Schönheit unversehrter Blütenstände, zerlegt sie in ihre einzelnen Bestandteile und ordnet diese neu an. Immer gleiche Teile werden zueinander sortiert, es entstehen Anordnungen von Wiederholungen und Varianten aus dem „Zeichensatz“ je einer Pflanze. Doch diese Ordnung besteht nur für kurze Zeit: eine falsche Bewegung während der Arbeit, ein heftiger Atemzug und aus der fragilen Ordnung entsteht Chaos. Und schon kurze Zeit nach der Aufnahme welken die Pflanzenteile und das Bild wandelt sich erneut.



Die Fotografie bewahrt das Bild der von der Künstlerin erarbeiteten temporären Ordnung und jenes der unversehrten frischen Pflanzenteile. Nur hie und da schleicht sich die Vergänglichkeit gleich einem Kommentar ins Bild: ein welkes Blatt, eine braune Stelle in der sonst makellosen Schönheit, ein Teil, das „aus der Reihe tanzt“ oder sich anders krümmt als die nebenliegenden Teile es tun.



Die Ästhetik der Bilder weist über die sachliche Ordnung des Botanischen hinaus: Sie entziehen sich in ihrer eigenartigen Schönheit der rein wissenschaftlichen Betrachtung. Im Ergebnis assoziieren die Neuordnungen der Blütenteile eine bekannt wirkende, doch unlesbare Schrift. Die Blätter scheinen mit rätselhaften Zeichen bedeckt, gleich einer unbekannten Blütenschrift. Diese verweist jedoch auf nichts als sich selbst. Ihr Geheimnis liegt an der Oberfläche. Die Lektüre erschließt Formen- und Farbreichtum jeweils einer bestimmen Blüte, eines bestimmten Blütenstandes.

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