Jahresrückblick 2018 Teil 1 | Kurz informiert vom 27.12.2018 - a podcast by heise online

from 2021-01-31T22:10:42.023393

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Der Blick auf das 2018 lässt so manchen Chronisten ratlos zurück, denn die Höhepunkte des Jahres waren eher Höhepünktchen. Wenn überhaupt: Wir hatten ja kein rauschendes Sommermärchen, sondern zuckten die Aschseln zum Ausscheiden einer satten Altherrenmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Dafür hatten wir die "Heißzeit", wie es das Unwort des Jahres ausdrückt, denn eigentlich hatten wir nur eine extreme Trockenheit. Dutzende von Windows-Updates oder Nicht-Updates oder falschen Updates kündeten passend von dem auch ziemlich trockenen Problem eines veralteten Betriebssystems. Natürlich gab es Hypes, denn was wäre die IT ohne sie, aber sie passten zu diesem 2018. Wie war das noch mit Vero, dieser Facebook-Alternative, die plötzlich "in aller Munde" war?

Eigentlich begann das Jahr mit einem Bombenschlag. Meltdown und Spectre: Vier Wochen lang überstürzten sich die Nachrichten mit einer Schauergeschichte nach der anderen. Nichts weniger als die schwerwiegenste Sicherheitslücke der IT-Geschichte hielt die IT-Welt in Atem. Als dann das Ausatmen begann, war es nicht die Erleichterung, sondern eher auch ein Zucken. Alles technisch ungemein schwerwiegend, weil die Lücke in der Prozessorarchitektur steckt und es bislang nicht klar ist, wie diese geändert werden kann, ohne die Performance zu bremsen. Von den Nutzern hat sich nach der ersten Aufregung niemand so recht betroffen gefühlt, dazu war das ganze zu kompliziert und ohne konkrete Auswirkung. Da ging das Interesse verloren, und ein allgemeines Schulterzucken blieb. Computer sind halt unsicher, was soll's.

Nach dem großen Knall folgte das Knallchen. Anfang März, rappelte sich die von Union und SPD geführte Regierung auf und stellte das Kabinett vor. Besonders apart die Digitalzuschnitte mit einer Staatsministerin für Digitales und einem Minister für digitale Infrastruktur und Auspuff. Auf dem Weg zur Digitalnation spendierte die neue Regierung im Laufe des Jahres einen großen Kessel Buntes: wir bekamen einen Kanzleramtschef, zuständig für Digitalpolitik, einen Digitalrat, geleitet von einer McKinsey-Beraterin, eine Datenethikkommission und eine Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz, im Bundeskabinett dazu noch einen Ausschuss für Digitalisierungsfragen und eine Kommission Wettbewerbsrecht 4.0 für Online-Angebote. Auf eine Aufzählung all der Testfelder und der Zukunftsprojekte, mit denen die Digitalnation Deutschland voranstürmt, verzichtet dieser Jahresrückblick.

Das Thema autonomes Fahren sorgte für den nächsten Höhepunkt in der Berichterstattung, sowohl von der Häufigkeit der Nachrichten wie vom Leserinteresse her. Trauriger Anlass war der Tod einer Frau, die in der Dunkelheit von einem Uber-Autor überrollt wurde. Dabei schaute die mitfahrende Uber-Fahrerin beim Unfall nach unten, und der Notfallbremsassistent war deaktiviert, was zum Entzug der Testlizenz für Uber führte. Gleich in der Folgewoche wurde ein Tesla-Fahrer getötet, der die Anweisungen des "Autopiloten" ignoriert hatte. Im Laufe des Jahres gab es immer wieder Diskussionen, hauptsächlich im Verbund mit dem Lieblingsthema der großen Koalition, der künstlichen Intelligenz. Pragmatisch kann man die Debatte so zusammenfassen: "Es werden Menschen sterben." Da hilft weder eine Digitalklausur noch ein Digitalgipfel mit der Vision einer europäischen intelligenten Luftbus-Strategie.

Zeitlich parallel zum Todesfall durch ein Uber-Auto sorgte eine andere Nachricht für Aufsehen. Mit dem Abgreifen von 50 Millionen Facebook-Profilen und deren Analyse durch die Firma Cambridge Analytica, unter anderem zum Zweck, das mögliche Wahlverhalten zu erkennen, entfaltete sich das wohl wichtigste Thema des Jahres 2018. Zunächst noch unspektakulär, da der Datenskandal nicht sofort in die politische Diskussion schwappte. Doch mit Anhörungen von Facebook-Chef Zuckerberg in den USA und vor dem Europaparlament oder im britischen Parlament begleiteten uns Cambridge Analytica-Meldungen über da gesamte Jahr hinweg. Stutzig konnte schon allein die Meldung machen, dass Facebook selbst nicht wusste, welche Daten Cambridge Analytica da hatte. 310.000 oder 600.000 in Deutschland? Damit war die großmäulig versprochene Information der Betroffenen durch Facebook Makulatur. Es gibt drastischere Worte für diese größte anzunehmende Panne.

Den zweiten Teil der Jahreszusammenfassung von heise online hören Sie am 29. Dezember. Ab dem zweiten Januar werden Sie dann hier wieder täglich über Neuigkeiten aus der IT-Welt kurz informiert. Und bis dahin finden Sie alle aktuellen IT-News auf heise.de.

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