L.I.S.A. - NS-Verbrecher im Geheimdienst des BND - a podcast by L.I.S.A. Wissenschaftsportal Gerda Henkel Stiftung

from 2021-01-31T22:10:42.023393

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Der Bundesnachrichtendienst (BND) hatte keine Skrupel, NS-Verbrecher in seinen Dienst zu nehmen - so wie im Fall des SS-Standartenführers und "Gaswagen"-Massenmörders Walter Rauff. Fast 100.000 Juden hatte er in den zu Todeskammern umfunktionierten Lastwagen ermorden lassen. Nach dem Krieg fand er eine neue Aufgabe: Aufklärung für den BND.
Walter Rauff wurde 1945 in Italien gefangengenommen, konnte aber bereits ein Jahr später fliehen und sich schließlich nach Südamerika absetzen - so wie viele andere NS-Größen über die sogenannte "Rattenlinie" auch. In Ecuador ließ er sich als Kaufmann nieder und vertrat unter anderem die Firma Hugo Stinnes. Seit 1953 besaß er den Pass der Bundesrepublik Deutschland, ausgestellt auf seinen Namen.
Fünf Jahre später warb ihn der BND als freien Mitarbeiter an und zahlte ihm für seine Tätigkeit 2.000 DM im Monat. Ziel des BND war es, in Südamerika, wo die Bundesrepublik noch über kein nachrichtendienstliches Netzwerk verfügte, den eigenen Aktionsradios zu erweitern. Nach gut vier Jahren kündigte der BND seinem Mitarbeiter Rauff. Die Pullacher waren mit dem Ertrag seiner Arbeit unzufrieden.
Unterdessen hatte das Amtsgericht Hannover bereits 1961 einen Haftbefehl gegen Rauff ausgestellt, doch die Regierung in Chile, wo er inzwischen lebte, weigerte sich den früheren SS-Führer auszuliefern - mit der Begründung, seine Taten seien verjährt. 1984 starb Walther Rauff unbehelligt im Alter von 77 Jahren im Süden Chiles.
Der Bundesnachrichtendienst hat Anfang 2011 die Unabhängige Historikerkommission (UHK) einberufen, um die Geschichte des BND zu untersuchen. Ein Mitglied der UHK ist der emeritierte Professor für Neuere Geschichte an der Universität zu Köln Prof. Dr. Jost Dülffer, den wir zu Walter Rauff, den BND und die Arbeit der Historikerkommission befragt haben.

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