Welche Kommunikationsmöglichkeiten stehen den TeilnehmerInnen während der Studie zur Verfügung?
ND: Die TeilnehmerInnen werden dazu aufgefordert, ihre Aktivitätsprotokolle (d.h. das, was sie an körperlicher Aktivität absolviert haben) wöchentlich einzusenden. Darüber hinaus geben wir Tipps zum Setzen von realistischen Zielen, zu denen die jede/r ein Feedback erhält. Die TeilnehmerInnen können während des gesamten Programms Fragen per E-Mail oder Telefon klären.
Gibt es einen Austausch zwischen den TeilnehmerInnen oder nur direkt mit dem UKE?
ND: Es gibt im Verlauf der Studie für jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin das Angebot sich im Rahmen einer Videokonferenz mit den anderen TeilnehmerInnen, auszutauschen, welche durch das Studienteam moderiert wird. Es soll vor allem um den Austausch von Erfahrungen und hilfreichen Tipps untereinander gehen. Außerdem können sich die Teilnehmenden vernetzen und zu gemeinsamen sportlichen Aktivitäten verabreden.
Wie versucht ihr den passenden Sport für die jeweiligen MS-PatientInnen zu finden?
IB: Das Konzept sieht nicht vor, dass wir den passenden Sport für den oder die MS-Betroffene(n) finden, sondern dass die TeilnehmerInnen die Sportart selbst finden. Denn die Bedürfnisse, Vorlieben und auch das Beeinträchtigungsniveau können sehr verschieden sein. Während die eine vielleicht liebend gern tanzt, hat die andere vielleicht Spaß am Ballsport. Und etwas stärker beeinträchtigten TeilnehmerInnen gelingt es vielleicht durch die Teilnahme am Funktionstraining die Gehfähigkeit wieder zu verbessern.
Bei der Suche nach der geeigneten Bewegungsform werden die TeilnehmerInnen durch das Programm unterstützt. Besonders vorgestellt werden z.B. Yoga, Walking und Wassersport. Außerdem haben wir Kursangebote im Großraum Hamburg recherchiert, die geeignet sein können: Das geht über Präventionssport-Angebote der Krankenkassen, hin zu Schwimmangeboten vom Bäderland, zu MS-Sportgruppen der Volkshochschule bis zum Reha-Sport in Hamburg. Wir hoffen, dass wir so Inspiration bieten können, bekannte Sportarten auszuprobieren und spannende neue Kurse zu entdecken.
Zusätzlich stellen wir Online-Angebote vor. Für die Sportart entscheidet sich also jede/r selbst und meldet sich dann ggf. auch selbst zu Kursen an. Wichtig ist, dass man möglichst die Sportart findet, die Spaß macht und man sich traut. Denn grundsätzlich gibt es nichts, was man mit MS nicht machen kann – nur manchmal anders, als man es kennt.
Auf welche Art messt ihr, ob das Sportprogramm einen Einfluss auf die Symptome der MS und das Lebensgefühl der TeilnehmerInnen hat?
ND: Vor Studienbeginn und nach 12 Wochen füllen die TeilnehmerInnen einen Fragebogen aus, der die gleichen Parameter erhebt. Die Skalen erfragen z.B. was die TeilnehmerInnen motiviert körperlich aktiv zu sein oder sie davon abhält, welche Einschränkungen sie durch die MS erfahren und wie ihre Stimmung ist. Das Studienteam nutzt diese Skalen zur Auswertung der Studie und kann dadurch Rückschlüsse auf den Nutzen von Activity Matters zur Steigerung der körperlichen Aktivität ziehen.
Für die TeilnehmerInnen selbst sind die Tools interessanter, die wir ihnen zur Selbstreflexion und zur Kontrolle oder Planung ihrer Ziele an die Hand geben. Also vor allem die Arbeitsblätter, mit denen sie ihre Aktivitäten planen und so direkt vor Augen haben, was sie in der Zeit mit Activity Matters erreicht haben.
Was passiert nach Ablauf der 12 Wochen? Gibt es irgendwann einen Folgetermin, wo ihr schaut, wie das Sportprogramm beibehalten wird?
ND: Activity Matters wird nach 12. Wochen beendet. Da die TeilnehmerInnen im Laufe des Programms lernen, sich eigene Bewegungs- und Aktivitätspläne zu erstellen, haben sie ein Werkzeug an die Hand bekommen, welches sie weiterführen können. Für Fragen stehen wir natürlich auch nach Abschluss der Studie zur Verfügung. Es gibt Überlegungen von unserer Seite, nach 6 und 12 Monaten eine Folgebefragung durchzuführen um herauszufinden, ob Activity Matters längerfristig Wirkung zeigt.
Wird es nach Ablauf der Studie, wenn sie einen positiven Effekt zeigt, ein breites Ausrollen des Angebots geben über andere MS-Zentren, Reha-Einrichtungen oder die DMSG?
IB: Das wäre unser Wunsch. In der aktuellen Studienphase können wir aber noch nicht abschätzen, wann er real werden könnte. Wir arbeiten als Kooperationspartner mit der DMSG Hamburg zusammen und würden uns natürlich freuen, wenn in Zukunft auch andere Landesverbände der DMSG Interesse zeigen würden. Da es ein Online-Programm ist, funktioniert natürlich vieles überregional – nur die Sportmöglichkeiten vor Ort müssten recherchiert werden.
Für die Tagesklinik in Hamburg streben wir an, ein Angebot wie Activity Matters in die Versorgung von MS-Betroffenen zu übernehmen, wenn wir eine Wirksamkeit nachweisen können.
Möchtet ihr den Hörerinnen und Hörern noch etwas mit auf dem Weg geben?
Alles Gute und bleiben Sie aktiv und gesund!
Wo findet man mehr Informationen zur Activity Matters Studie des UKE Hamburg und kann sich für die Teilnahme bewerben?
Auf unserer Homepage unter www.activity-matters.de. Wenn Sie teilnehmen möchten oder Fragen haben schreiben Sie uns eine E-Mail: activitymatters[at]uke.de.
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Vielen Dank für das geführte Interview an Nina Daniel und Iris Bruhns!
Bestmögliche Gesundheit wünscht dir,
Nele