Eine emotionale Wende: Der Kniefall von Willy Brandt in Warschau vor 50 Jahren - a podcast by Südwestrundfunk

from 2021-04-15T01:11:32.557727

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Vor genau 50 Jahren machte eine spontane Geste Geschichte: Der Kniefall des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt am Denkmal für die Opfer des Warschauer Ghettos. Alle Welt verstand, dass Brandt von der Last deutscher Verbrechen an Polen im Zweiten Weltkrieg niedergedrückt wurde. Doch die polnische Führung, die am gleichen Tag einen Vertrag über die Normalisierung der deutsch-polnischen Beziehungen unterzeichnete, verheimlichte ihren Landsleuten den symbolischen Akt.
Der Tag des Kniefalls von Willy Brandt markiert in der deutschen Nachkriegsgeschichte eine „emotionale Wende“, sagt Janusz Reiter, ehemaliger Botschafter Polens in Deutschland. Der 50. Jahrestag des Kniefalls habe aber in Polen nicht die gleiche emotionale Bedeutung. Die Geste habe in Polen auch erst später ihre Wirkung entfaltet. Erst in den 80er Jahren sei sie von der polnischen Opposition „entdeckt“ worden, und dann auch in das polnische Geschichtsbild eingegangen. Heute seien Deutschland und Polen in einer ganz anderen Phase als damals, als es um Versöhnung ging. Dennoch sei die Geschichte auch heute wichtig. Polen sei heute ein Land, in dem große Verunsicherung herrsche und es eine tiefe Spaltung gebe. Die Geschichte könne in dieser Lage eine produktive und eine toxische Rolle spielen, je nachdem wie man an sie herangeht, so Janusz Reiter.

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