Obdachlose in der Pandemie weniger geschützt als im letzten Winter - a podcast by Südwestrundfunk

from 2021-12-22T06:00

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Unter Obdachlosen gebe es große Sensibilität für die Pandemie, großes Interesse an Impfungen und Boostern, so der Arzt Gerhard Trabert in SWR2, Professor für Sozialmedizin an der Hochschule Rhein-Main und Vorsitzender des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland“. Zugleich litten sie darunter, dass in der Pandemie auch viele Hilfseinrichtungen ihre Angebote reduziert hätten. Trabert ist seit vielen Jahren in Mainz in der Obdachlosenhilfe engagiert und betreut Obdachlose mit einer mobilen Arztpraxis.
Anders als in den ersten Wellen der Pandemie sei dabei die Situation von Obdachlosen aus dem öffentlichen Fokus geraten. Während damals beispielsweise auch leerstehende Hotels geöffnet worden seien, Wohnraum zur Verfügung gestanden habe, gebe es solche Angebote derzeit nicht. Die Zahl von Schlafplätzen in öffentlichen Einrichtungen sei zurückgegangen. Faktisch sei die Situation von Obdachlosen in diesem Winter schlechter als im vergangenen Jahr.In den Kommunen gebe es außerdem kaum Konzepte für Quarantäne-Maßnahmen für Obdachlose, die sich mit Corona infiziert hätten, so Trabert. „Sie können ja einem Wohnungslosen nicht sagen, begib dich in Quarantäne“, so der Mediziner. Es werde immer erst reagiert, wenn solche Fälle eingetreten seien.
2020 hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe etwa 256.000 Wohnungslose in Deutschland gezählt. Weitere 160.000 wohnungslose Geflüchtete kommen hinzu, über 400.000 Menschen ohne festen Wohnsitz insgesamt, von denen etwa 45.000 ohne jede Unterkunft leben.

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