Die "Supernannies" vom Elterntelefon - a podcast by ots.Audio

Die "Supernannies" vom Elterntelefon: Bonn (ots) -

- Querverweis: Das Tonmaterial wird über ors versandt und ist
unter http://www.presseportal.de/audio.html abrufbar -


Anmoderation

Tochter ist beleidigt, Sohn schaltet auf Durchzug? Wenn der
Nachwuchs nicht zu bändigen ist, der Partner nicht mehr ansprechbar,
wie wäre es mit einer "Supernanny", die heimlich alles sieht und
einem dann die passenden Regieanweisungen ins Ohr flüstert? Rat in
Sachen Erziehung gibt es nicht bloß bei RTL zur Primetime. Schon seit
vier Jahren machen bundesweit die ehrenamtlichen Beraterinnen und
Berater vom kostenlos erreichbaren Elterntelefon einen Superjob. Mit
Rainer Schütz vom Elterntelefon und Jan-Uwe-Rogge, dem bekannten
Familien- und Erziehungsberater, sprachen wir über das Elterntelefon
und andere wichtige Grenzerfahrungen.


Sprecher:

Seite an Seite mit der Partnerin oder dem Partner fürs Leben,
glückliche Kinder auf dem Schoß, zugleich erfolgreich im Beruf und
außerdem stets gut gelaunt. Erkennen Sie sich wieder? Falls nicht,
werden Sie dann manchmal panisch? Das müssen sie nicht, meint
jedenfalls der Erziehungsexperte Rainer Schütz vom Elterntelefon der
Nummer gegen Kummer e.V..


Rainer Schütz:

Eltern, die keine Probleme haben, kenne ich nicht. Bis jetzt sind
die mir noch nicht begegnet. Von daher: Angst oder Ängste, sich
einzugestehen, dass es nicht so gut klappt, die bräuchte man also aus
meiner Sicht nicht zu haben. Willkommen im großen Klub der Eltern,
die alle irgendwo Probleme haben.


Sprecher:

Rainer Schütz weiß wovon er spricht. Der Sozialwissenschafter hat
vor rund vier Jahren das bundesweite Elterntelefon mit aufgebaut. Das
von der Deutschen Telekom als Partner gesponsorte und vom
Bundesfamilienministerium geförderte Angebot wird sehr gut
angenommen.


Rainer Schütz:

Wir hatten im ersten Jahr 2001 zirka 3 000, 3 600
Beratungsgespräche und im Jahr 2003 über 10 000 Beratungsgespräche.
Das hat sich also deutlich gesteigert. Also auch unser
Bekanntheitsgrad wächst und das freut uns natürlich.


Sprecher:

Warum sackt der Sohn plötzlich in der Schule ab? Was verheimlicht
mir meine Tochter? Wie schafft es der Jüngste, mir ständig auf dem
Kopf herumzutanzen? Rund 600 ehrenamtliche, gut geschulte
Beraterinnen und Berater hören an bundesweit 43 Standorten erst
einmal gut zu, wenn Eltern nicht mehr weiter wissen und vermitteln
gegebenenfalls auch das entsprechende weitergehende Beratungsangebot
in der Nähe.


Rainer Schütz:

Wir definieren das Elterntelefon als erste Anlaufstelle. Wenn also
Eltern sich an uns wenden, versuchen wir gemeinsam im Gespräch
herauszufiltern, woran könnte es denn letztendlich liegen. Und wenn
man dann gemeinsam zu der Überzeugung kommt, dass müsste intensiviert
werden, dann geben wir auch Hilfen oder Tipps, an welche weiteren
Stellen man sich wenden könnte, z. B. die Erziehungsberatungsstelle,
und viele andere professionelle Stellen, die sich intensiv mit
solchen Themen beschäftigen.


Sprecher:

Die Themen sind dabei so unterschiedlich wie die Ratsuchenden
selbst. Bestimmte Probleme tauchen allerdings immer wieder auf.
Rainer Schütz:


Rainer Schütz:

"Grenzen setzen" ist im Moment ein sehr aktuelles Thema. Kinder
wachsen auf und haben letztendlich erst mal gar keine Grenzen. Für
sie ist die ganze Welt, sie können sie erobern. Aber es ist natürlich
auch wichtig, ihnen dann auch zu sagen oder zu zeigen, wo sind
Gefahren für dich, wo sind Schwierigkeiten, damit sie sich selbst
auch spüren und sich selbst entdecken und entwickeln.


Sprecher:

Auch für den bekannten Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge sind
Grenzen keinesfalls etwas Negatives. Der Autor des Bestsellers
"Kinder brauchen Grenzen" sieht dabei auch in der Grenzüberschreitung
eine wichtige Erfahrung für die persönliche Entwicklung von Kindern.


Jan-Uwe Rogge:

Es gibt ein wunderschönes Lied, was von der Grenzüberschreitung
singt, das ist das Lied von: "Hänschen klein, ging allein in die
weite Welt hinein mit Stock und Hut". Das Kind will sich bewähren.
Wer sich nicht bewährt, wer nur bewahrt wird, der wird zu keiner
Person. Kinder wollen über die Grenzen gehen, weil sie das brauchen,
weil sie das müssen, sie wollen erfahren was ist jenseits der
Grenzen. Sie wollen spüren, darf ich das oder darf ich das nicht, was
darf ich und was darf ich nicht.


Sprecher:

Dass wir Eltern oft etwas ratlos sind, wenn es darum geht, diese
Erkenntnis umzusetzen, beobachtet Jan-Uwe Rogge, der seit mehr als
zwanzig Jahren erfolgreich Elternseminare anbietet auch bei seiner
Tätigkeit als Berater am Elterntelefon.


Jan-Uwe Rogge:

Was uns häufig fehlt, ist dieser Mittelweg. Ich bewundere das an
den Eltern von heute, dass sie den Kindern Freiheiten geben und aus
dieser Freiheit heraus sind auch sehr selbstbewusste, sehr autonome
Kinder entstanden. Aber Freiheit heißt auch, den Kindern Wurzeln zu
vermitteln, wenn man ihnen nur Flügel gibt, dann flattern sie
aufgeregt im Winde und haben keine Richtung.


Sprecher:

Das Elterntelefon, das Jan-Uwe Rogge als einer von 600
ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern immer wieder unterstützt,
erreichen Sie bundesweit kostenfrei und garantiert anonym. Die
Rufnummer lautet 0800 111 0 550. An uns Eltern, die wir leicht dazu
neigen perfekt sein zu wollen, zu guter Letzt noch ein Tipp von
Jan-Uwe Rogge.


Jan-Uwe Rogge:

Ich finde, es ist ganz wichtig, dass man Zeit genug hat für die
Partnerschaft, dass man nicht nur Vater und Mutter ist, sondern auch
Mann und Frau. Mir hat neulich mal ein fünfjähriger Junge gesagt,
weise wie Kinder eben nur sein können, "wenn Papa und Mama sich mehr
angucken würden, würden sie mich nicht immer sehen", ein wunderbarer
Satz. Kinder finden es gut, wenn sie mal Eltern haben, die nicht nur
Eltern sind.



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ACHTUNG REDAKTIONEN:

Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Wir bitten jedoch
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