Psychologie für den Alltag - Können Verletzungen heilsam sein? - a podcast by Dr. med. Luciano Berti

from 2020-11-29T04:04:24

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Kintsugi ist ein Begriff aus dem Japanischen und beschreibt eine traditionelle japanische Reparaturmethode für Keramik. Die Einfachheit und die Wertschätzung der Fehlerhaftigkeit stehen im Zentrum der Anschauung eines ästhetischen Prinzips der Teezeremonie aus dem Japan des 16. Jahrhunderts. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich Kintsugi, die Kunst bei der es darum geht, zerbrochene Keramik anhand von Goldverbindungen zu reparieren. Auf diese Weise werden die durch den Bruch entstandenen Makel hervorgehoben, wodurch eine neue Schönheit entsteht. Diese neu entstandene Schönheit übertrifft die ursprüngliche Schönheit der betreffenden Keramik, so dass das, was sich zunächst als Nachteil, Schaden oder Bruch darstellte, die Voraussetzung für die neu entstandene Schönheit wurde.


Wie verhält es sich mit uns, wenn wir Verletzungen, Kränkungen und Schäden erleiden? Zunächst haben wir das Gefühl, dass uns etwas verloren geht oder verloren gegangen ist. Etwas, das wir als heil empfunden haben mögen, ist nicht mehr vorhanden, vielleicht sind sogar Narben und Wunden zurückgeblieben, die uns von da an kennzeichnen. Macht uns das weniger wertvoll als wir es zuvor waren, bevor wir die Verletzung, Kränkung oder den Schaden erlitten haben? Oder ist es uns, wie im Kintsugi möglich, das was uns widerfahren ist, zu vergolden, es zu einem wertvolleren, besseren und gar schöneren Teil von uns selbst werden zu lassen?

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