Psychologie für den Alltag - Warum vertrauen wir dem Arzt mehr als einem Versicherungsvertreter? - a podcast by Dr. med. Luciano Berti

from 2022-10-07T19:38:56

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Aufgrund unserer Sozialisation ist es zunächst kaum möglich uns der damit verbundenen Asymmetrie der Beziehung zwischen Arzt und Patienten zu entziehen. Die Bereitschaft zur Idealisierung auf der Seite des Patienten entspricht der Neigung und Versuchung auf Seiten des Arztes, sich selbst in der eigenen Kompetenz, Verantwortung und Einflussmöglichkeit weit zu überschätzen. Auf beiden Seiten findet sich die Neigung zu einer absoluten Betrachtung, statt eines Bewusstseins für die stets gegebene Notwendigkeit der Relativierung. Hierin liegt wohl auch die Begründung, warum das Wort des Arztes einen Stellenwert bekommt, vergleichbar mit dem Amen in der Kirche („Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.“). Hiermit wird die Absolutheit des Wahrheitsgehaltes einer diagnostischen oder therapeutischen ärztlichen Aussage ausgesprochen.
Im Verlaufe meiner psychotherapeutischen Praxis konnte ich immer wieder die Bereitschaft von Patienten erleben, sich einer anstehenden und geplanten Operation zu unterziehen, weil sie von einem bestimmten Facharzt empfohlen worden war. Meine in solchen Situationen stets gestellte Frage, ob denn die Meinung eines zweiten oder gar dritten Kollegen eingeholt worden sei, führt in solchen Fällen in der Regel zu einer irritierten und verwunderten Reaktion. Dem Patienten steht förmlich ins Gesicht geschrieben: „Wieso das denn?“.

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