Die böse Geschichte der Kulturzerstörungen „Gerechte Zerstörung kann es nicht geben" - a podcast by SWR

from 2021-03-17T07:00

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Denkmäler anderer Kulturen zu zerstören oder zu rauben ist ein fester Bestandteil der Geschichte. „Das zeigt, dass Kultur eine unglaubliche Power entwickeln kann für die Identität der Menschen", sagt der Prähistoriker und Archäologe Hermann Parzinger, der ein neues Buch über das Phänomen verfasst hat. Im Gespräch mit SWR2 verweist Parzinger, der auch Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist, dass die Sprengung von Buddha-Figuren durch die Taliban in Afghanistan oder die Zerstörung antiker Tempel in Palmyra zum „performativen Ikonoklasmus" radikaler Gruppen gehöre. Der IS und andere Fundamentalisten nutzten dabei auch die Möglichkeiten der modernen Medien-Welt, indem sie ihre Taten als Demonstration ihrer Macht filmten. Dass diese Gruppen Kulturgüter auch versuchten, wertvolles Kulturgut auf dem internationalen Kunstmarkt zu verkaufen, verwundert Parzinger nicht: „Es gibt offenbar einen grauen Markt weltweit, der diese Plünderungen am Laufen hält." Besorgt zeigt sich Parzinger über die Versuche von Aktivisten in der westlichen Welt, Denkmäler umstrittener Personen abzureißen. „Eine gerechte Zerstörung kann es nicht geben", meint Parzinger. Zwar sei eine Debatte über den Sinn mancher Denkmäler produktiv, doch wende er sich gegen eigenmächtige Aktionen: „Das bedarf einer öffentlichen Diskussion und eines gewissen Konsens der Gemeinschaft."
Prof. Hermann Parzinger ist Prähistoriker und Archäologe. Seit 2008 leitet er die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Sein neues Buch „Verdammt und vernichtet: Kulturzerstörungen vom Alten Orient bis zur Gegenwart" erscheint am 18. März bei C.H.Beck.

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