Fade Polemiken: „Die Expedition zu den Wächtern und Sprengmeistern“ von Botho Strauß - a podcast by SWR

from 2021-01-31T22:10:42.023393

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Was für ein Titel: „Die Expedition zu den Wächtern und Sprengmeistern“. Und der Untertitel: In der Ferne tuten die kleinen Signalhörner und warnen, dass eine Sprengung bevorsteht“. Das klingt fast niedlich und putzig. Man weiß nicht recht, geht es hier um Tugendwächter der political correctness, und wer sind die Sprengmeister? Das könnte den Autor selber sein. Denn der letzte Teil des neuen Buchs von Botho Strauß ist überschrieben: Sprengsel. Sie sind das einzig neue: Gedankensplitter, Notate, Aufzeichnungen. Alles andere konnte man bereits in Zeitungen und Zeitschriften lesen, berühmte Texte wie „Der Aufstand gegen die sekundäre Welt“ von 1991, berühmt-berüchtigte wie „Anschwellender Bocksgesang“ von 1993 und seine Reden zum Lessing-Preis und zum Georg Büchner-Preis. Doch der Versuch, von Strauß, das Programmbuch für den rechten Intellektuellen vorzulegen, bleibt seltsam abstrakt. Es fallen keine Namen, kein Ross, kein Reiter werden benannt. Das macht die Polemiken fade. Das Instrumentarium bleibt überschaubar und routiniert. Strauß schreibt im hohen Ton und so abstrakt wie einst nur die kritische Theorie um Theodor Adorno bei der Diagnose des „universellen Verblendungszusammenhangs.“ Deren Leitsatz: „Das Ganze ist das Unwahre“ könnte auch Botho Strauß unterschreiben. Kurz: er und nicht Jürgen Habermas ist ihr bester Erbe.

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