Annette von Droste-Hülshoff: Warum die Dichterin an ihrem 225. Geburtstag boomt - a podcast by SWR2

from 2022-01-10T06:00

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Für die moderne Literaturwissenschaft seien die Werke von Annette von Droste-Hülshoff zu einer „Fundgrube“ geworden, so die Münsteraner Literaturwissenschaftlerin Cornelia Blasberg in SWR2 zum 225. Geburtstag der Dichterin. Das komplexe und vielschichtige Werk der Dichterin wirke heute anregend auf die Forschung, die sich im Anschluss an Dekonstruktivismus und Neo-Strukturalismus mit den performativen Widersprüchen der Literatur im Verhältnis zur jeweiligen Zeit auseinandersetze.
Droste-Hülshoff wecke auch deshalb so großes Interesse, weil sie sich ihrer Außenseiterstellung so deutlich bewusst gewesen sei. Als katholisches adliges Fräulein aus einer westfälischen Familie habe sie keine guten Startbedingungen dafür gehabt, sich literarisch zu etablieren. Zu ihren Lebzeiten sei sie als Dichterin eigentlich überhaupt nicht entdeckt worden.Aber, so Blasberg: „Sie hat sich nie gefügt in die Rollenzuschreibungen ihres Standes.“ In ihren Dramen-Entwürfen habe sie weibliche Figuren gezeichnet, die unter den Rollenzuschreibungen ihrer Zeit gelitten hätten. Auch ihre umfassende wissenschaftliche Bildung war lange unentdeckt.
Erst mit der historisch-kritischen Gesamtausgabe ihrer Werke in den 1970er und 80er Jahren sei ihr Werk in seinem Gesamtumfang entdeckt worden, vor allem ihre „phantastischen, witzigen, spritzigen, intellektuellen Briefe“, so die Literaturwissenschaftlerin.Dennoch sei Droste-Hülshoff kein Beispiel für frühe weibliche Emanzipation, sagt Cornelia Blasberg. Das seien „Projektionen, die von Lebensbedingungen von Frauen im 20. Jahrhundert ausgehen“ und von einer adligen Frau aus den 1830er Jahren gar nicht hätten erfüllt werden können.

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