Dante als Splatter-Movie: „Inferno“ von Lucia Ronchetti als Bühnenfilm an der Oper Frankfurt - a podcast by SWR2

from 2021-06-25T12:33

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Dantes „Inferno“ als Oper – daraus sollte an der Frankfurter Oper eigentlich ein Gesamtkunstwerk werden: Die Musik von Lucia Ronchetti sollte um ein szenisches Spektakel auf der Bühne und mit dem Film von Kay Voges und Marcus Lobbes auch um eine bewegte, szenische Kulisse ergänzt werden. Aus Hygienegründen kann die Oper nun zunächst nur konzertant erklingen. Geplant ist daher, aus der uraufgeführten Musik und den vorbereiteten Bildern einen Film zu machen, der ab dem 11. Juli im Bockenheimer Depot zu sehen sein wird. Auf diese Weise könnte ein szenisches Kunstwerk entstehen, von dem Co-Filmautor Kay Voges, Intendant am Wiener Volkstheater, überzeugt ist, dass es tief in Dantes Bild- und Vorstellungswelten hineinführt.
„Das Grundthema des Bühnenabends ist eigentlich die erste Zeile der Dichtung“, sagt Kay Voges in SWR2: „,In der Mitte meines Lebens befand ich mich in einem dunklen Wald, und der rechte Weg war mir versperrt.‘ Es geht um einen Menschen in der Mitte seines Lebens, der sich fragt: ,Wo geht es jetzt eigentlich hin?‘“
Für den Theater- und Filmemacher ist klar, dass die „Midlife-Crisis“ des Dichters in eine aktuelle Bildsprache übersetzt werden muss: „Wir haben uns gefragt, wie würden eigentlich diese Bilder von Dantes Höllenreise heute aussehen“, so Voges. „Wir haben uns als Vorlage den Film von 1911 genommen, einen der ersten Bühnen-Stummfilme überhaupt, immer noch ein wunderbarer geschichtlicher Fund, und haben diesen Film in die Jetzt-Zeit übertragen.“
Diese Szenario führe in ein Delirium der Phantasie, „in die Ängste und in die Sehnsüchte eines taumelnden Menschen“, sagt Kay Voges. „Und das ist, ähnlich wie bei Dante, auch sehr lustig. Man hat das Gefühl, Dantes Inferno ist der erste Splatter-Roman, der je geschrieben worden ist.“
Für ihn und Marcus Lobbes als Filmautoren sei es entscheidend, nach langer Vorbereitung nun auch die Musik von Lucia Ronchetti hören zu können. „Wir sind glücklich, dass das Notenmaterial von Lucia Ronchetti nun endlich einen Klang erhalten hat“, sagt Voges über die Auftragskomposition, „wir warten seit eineinhalb Jahren darauf, endlich die Musik hören zu können.“
Die Höreindrücke von Kay Voges: „Die Komposition ist irre, es sind Klanggebäude, die Frau Ronchetti erzeugt hat, mit Trompeten, mit Pauken, mit einem Streichquartett und einem relativ kleinen Chor, einem Quartett, das singen wird, und Sprecherinnen und Sprechern vom Schauspielhaus Frankfurt, eine sehr untypische Besetzung.“ Das Spektrum der Musik beschreibe sehr schön diese Höllenreise von Dante und seine verschiedensten Begegnungen.“

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