Helmut Böttiger über Klaus Wagenbach: „Er war ein hedonistischer Linker“ - a podcast by SWR2

from 2021-12-20T18:40

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„Es sei eine Katastrophe, Kommunismus und Sinnlichkeit für einen Gegensatz zu halten”, so zitiert der Literaturkritiker Helmut Böttiger den am Freitag im Alter von 91 Jahren verstorbenen Verleger Klaus Wagenbach aus ihrem ersten Zusammentreffen in Freiburg. Es sei eine Schlüsselszene gewesen, wie er damals das Übersiedeln der westdeutschen Schriftstellerin Gisela Kraft in die DDR kommentierte, nachdem sie es damit verargumentierte, dass sie keine 30 Käsesorten brauche, sondern es würden drei reichen. „So etwas hasste Wagenbach!”. Es sei ein hedonistischer Linker mit vielen Facetten gewesen. Seine Liebe zur italienischen Literatur und dem italienischen Leben war groß und entfachte, als er kurz nach dem Krieg als 16-Jähriger alleine mit dem Fahrrad nach Italien gefahren sei. Während des Streits im Wagenbachkollektiv in den 1970er Jahren rund um die Haltung zur RAF veröffentlichte er die Freibeuterschiften von Pierre Paulo Pasolini. Damit läutete er in Deutschland eine neue Epoche und neue linke Diskussion ein, welche auch als Grundlage für die Gründung der Partei DIE GRÜNEN gesehen werden kann.

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