Jim Rakete und sein Corona-Projekt ,,Schwester von" - Lockdown wird zum Theaterprinzip - a podcast by SWR2

from 2021-03-29T12:33

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Als der erste Lockdown kam, verfiel der Starfotograf Jim Rakete in eine anhaltende Krise - keine Arbeit, aber auch keine Ideen. Dann besann er sich auf einen Monolog, den er 2014 am Deutschen Theater Berlin gesehen hatte: ,,Ismene, Schwester von" der niederländischen Dramatikerin Lot Vekemanns, inszeniert von Stefan Kimmig. Er beschloss, einen Film aus daraus zu machen. Ismene sitzt bei Jim Rakete in einem Verhörzimmer und erzählt die Geschichte ihrer Familie. Die Figur der Ismene sei in der Vorlage aber leider nicht mehr als dauererniedrigte und beleidigte Frau, die sich nicht mehr vom Leben wünscht, als einen Wasch- einen Putz- und einen Fischtag pro Woche, so unsere Kritikerin Ina Beyer. Dass man aber 50 Minuten gebannt am Bildschirm ausharrt, sei Susanne Wolff zu verdanken. Jeder Buchstabe verwandele sich auf ihrer Zunge zu einer eigenen Wahrheit, jede Geste gerate unter ihren langen, beredten Händen zu purer Wahrhaftigkeit, so unsere Rezensentin. Das sei schon 2014 im Deutschen Theater so gewesen, als Susanne Wolff unter der Regie von Stefan Kimmig diesen Monolog auf einem langen Steg sprach, der über einer kargen schwarze Bühne schwebte und hier, im neuen Filmsetting eines Gefängnisses sei es wieder so. Warum und von wem Ismene bei Jim Rakete allerdings verhört wird, warum sie inhaftiert ist, erschlöse sich inhaltlich nicht. Es könne, solle und müsse wohl eher als Metapher für den Lockdown stehen, unter dessen Bedingungen dieser Streifen entstand. Und dem auch zu verdanken wäre, dass man der großartigen Susanne Wolf auf sprichwörtlicher Augenhöhe wiederbegegnen dürfe.

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