Thomas Trummer über sein Buch „Bilder in der Pandemie“: Neue Details in vertrauten Kunstwerken - a podcast by SWR2

from 2021-02-17T13:33

:: ::

Die Corona-Krise lehrt uns, dass das Sehen die Bilder macht. Im Gespräch mit SWR2 hat der Direktor des Kunsthaus Bregenz, Thomas Trummer auf die situative Abhängigkeit von Kunstwahrnehmung hingewiesen. Sehen sei weniger objektiv und empirisch als sein Ruf, so der Kunstexperte. In der Kunst sei in Corona-Zeiten die selbe Erfahrung zu beobachten, wie im Alltag, nämlich "dass sich Vertrautes entzieht und neu bewertet werden muss". Wenn man sich in der Pandemie vertraute Kunstwerke anschaue, tauchten würden sich plötzlich neue Details in den Vordergrund schieben, so Trummer. Als Beispiele nannte er ein Bild von Lucas Cranach, auf dem er plötzlich eine Figur mit Mund-Nasenschutz wahrgenommen hätte. Das Gemälde "Judaskuss" von Giotto lasse sich in diesen Zeiten gewissermaßen als Infektionsgeschehen interpretieren - als "Ansteckung mit dem Bösen". Thomas Trummer hat aus seinen Beobachtungen das Buch "Bilder in der Pandemie" gemacht. Insgesamt habe er aus dem Projekt gelernt, "dass unser Sehen die Bilder macht." "Wir sollten auf uns hören und das Schauen, das wir nach außen richten, auch nach innen wenden." Nur das könne uns zeigen, wie sehr wir uns durch die Pandemie geändert hätten und was das alles mit uns selbst und dem Zusammenleben der Menschen macht.

Further episodes of Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur.

Further podcasts by SWR2

Website of SWR2