Forscher zieht Bilanz nach zehn Jahren Nordkorea unter Diktator Kim Jong Un:"Es ist kompliziert" - a podcast by SWR

from 2021-12-29T18:05

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Die USA sind nach Ansicht des Nordkorea-Experten Rüdiger Frank mitverantwortlich dafür, dass sich die Lebensumstände in dem asiatischen Land unter der bislang zehnjährigen Herrschaft des Staatsführers Kim Jong Un nicht wesentlich verbessert haben. Das liege teilweise an den starken internationalen Sanktionen und somit auch an den USA, die bei diesem Thema"Taktgeber"seien, kritisierte der Ostasienwissenschaftler im SWR2 Tagesgespräch."Und wenn Sie mal gucken wollen, was das bedeutet: Überweisen Sie mal einem Freund irgendwie einen Geldbetrag und schreiben Sie in die Betreffzeile Nordkorea rein. Dann kriegen Sie, wenn Sie Pech haben, gleich mal einen Anruf von Ihrer Bank. Also man kann auch legal nichts mehr tun", sagte Frank.
Die umfassenden Sanktionen verhinderten, dass Nordkorea durch mehr internationale Kooperation"auf die Seite der Marktwirtschaft und der Weltzugewandtheit"gezogen werden könne, sagte Frank.
Doch das asiatische Land sei an der verfahrenen Situation ebenfalls Mitschuld:"Man muss erwähnen, dass Nordkorea dieses Schicksal nicht unverdient erleidet. Die haben massiv aufgerüstet unter Kim Jong Un. Das Atomwaffenprogramm ist weiter ausgebaut worden, ebenso wie die ballistischen Interkontinentalraketen. Also ich sage: Es ist kompliziert."Auch innenpolitisch sei dem nordkoreanischen Diktator wohl bewusst, dass von ihm angestoßene Reformen letztlich zu seinem Machtverlust führen könnten, erklärte Frank im SWR. Kim Jong Un wolle schließlich nicht enden wie der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow.
Zu Beginn seiner Herrschaft vor zehn Jahren habe Nordkoreas Machthaber bei Beobachtern die Hoffnung auf Reformen geweckt. Beispielsweise habe er anfangs in seinem kommunistischen Land in Landwirtschafts- und Industriebetrieben mit Elementen der Marktwirtschaft experimentiert."Letztlich hat das Land innerhalb der letzten zehn Jahre schon Fortschritte erreicht. Aber nicht so viel, wie man gehofft hat", sagte der Ostasien-Experte. Derzeit sehe es außerdem danach aus, als wolle Nordkoreas Führung wieder zu früheren politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen zurückkehren.

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