Vertreter von Missbrauchs-Opfern über Benedikt XVI.:"Da ist er aus meiner Sicht Komplize geworden" - a podcast by SWR

from 2022-01-20T18:05

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Opfer von Missbrauch in der katholischen Kirche sehen durch neue Untersuchungen die Mitverantwortung des zurückgetretenen Papstes Benedikts für einige derartige Fälle als bewiesen an. In einem Gutachten wird ihm vorgeworfen, in seiner Zeit als Erzbischof von München-Freising zugelassen zu haben, dass ein verurteilter Missbrauchstäter dort wieder für die Kirche arbeiten konnte. An dessen folgenden Taten im Bistum trage Benedikt XVI. als früherer Erzbischof Ratzinger eine Mitschuld, kritisierte Matthias Katsch von der Betroffenen-Initiative Eckiger Tisch im SWR Tagesgespräch:"Diese Opfer, die gehen auf Ratzingers Konto. Da ist er aus meiner Sicht Komplize geworden, denn er hat es in der Hand gehabt. Er hätte entscheiden können: `Nein, der Mann kommt mir nicht mehr in die Seelsorge, der wird aus dem Amt entfernt.`"Stattdessen habe er dem Mann"den Weg geebnet", warf ihm Katsch vor."Die Schuld des Josef Ratzinger und seiner Nachfolger ist ganz klar, dass diese Jungen, heute Männer, den Missbrauch nicht hätten erleiden müssen, wenn nicht das Interesse gewesen wäre, das alles geräuschlos verschwinden zu lassen."Insgesamt soll der 2013 zurückgetretene Papst Benedikt XVI. dem neuen Gutachten zufolge als damaliger Erzbischof in mindestens vier Fällen nichts gegen beschuldigte Kleriker unternommen haben. Am späten Nachmittag drückte der heute 94-Jährige in einer Botschaft über seinen Sprecher - so wörtlich -"Schock und Scham"angesichts des Gutachtens aus.
Katsch sagte im SWR außerdem, als er von den Ergebnissen des Gutachtens gehört habe, sei er"bewegt"gewesen,"weil ich das Gefühl hatte, dass den Anwälten etwas geglückt ist, was selten ist. Nämlich, dass sie einen gewesenen, aber immerhin Papst aus Deutschland bei der Lüge erwischen und so eine ganze Cover-Up-Operation, die über zehn Jahre hinweg versucht hat, seine Verantwortung herunterzuspielen und klein zu halten, auf einmal sich in Luft auflöst."Um die Vergangenheit in der katholischen Kirche aufzuarbeiten, sei nun ein Blick von außen nötig. Das könne jedoch nur in einer unabhängigen Aufarbeitung geschehen, die von staatlicher Seite garantiert unterstützt und begleitet werde, forderte Katsch.

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