Ludwig Morenz: Gottes-Worte und Götter-Zeichen. Von Figurativität und Ikonizität der frühen Hieroglyphenschrift - a podcast by ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe

from 2012-12-31T11:03:10

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Götter und Schriften rund ums Mittelmeer. Symposion in memoriam Friedrich Kittler | Symposium

Fr, 19.10.2012 – Sa, 20.10.2012, ZKM_Medientheater

Die a?gyptische Hieroglyphenschrift ist durch eine hohe Figurativita?t der Zeichen charakterisiert. Daneben wurde eine kursive Schreibform praktiziert, das Hieratische. Hinsichtlich der Ikonozita?t wurden beide Schriftweisen gleichwertig gebraucht, und sind fast komplett ineinander überführter. Ganz wie beispielsweise die mesopotamische Keilschrift kann das a?gyptische Schriftsystem als ein phono-semantisches Hybrid verstanden werden. Hier wurden sowohl Phonogramme (insb. Ein- und Zweikonsonantenzeichen) als auch Semogramme (insb. Ideogramme und Determination) nebeneinander und im Zusammenspiel miteinander verwendet.
Ein fru?hes kulturelles Feld des Schriftgebrauchs war das sakrale, wozu die Schreibung von Go?tternamen geho?rt. Hier zeigen sich medien- und mentalita?tsgeschichtliche Entwicklungen buchsta?blich verzeichnet. Mit drei Fallstudien soll eine Scharnierszeit der a?gyptischen Schriftgeschichte in den Blick genommen werden, das spa?tere 4. und das fru?he 3. Jt. v.Chr.:

a) Varianten des Go?tterkonzepts im Spiegel der Zeichenformen
b) Neith, eine bereits vor-a?gyptische Go?ttin – Vera?nderungen in der Zeichenform als Anzeichen kultureller Bru?che
c) Von Horus zu Re. Eine fru?he Entmythologisierung des Sonnengottes

Vorstellungen und Denkra?ume, Diskurse und Bru?che in Diskursen sind als Spuren in den Hieroglyphen selbst und im Zeichengebrauch abgelagert. Dabei erscheint die dezidiert poetische und metaphorische Dimension der Schrift als differentia specifica der phono-semantischen Hybride im Unterschied zur phonozentrischen Alphabetschrift. Allerdings ist dies nur eine Grundtendenz, denn auch in Alphabetschrift schlummert ein ikonisches Rezidiv, wa?hrend umgekehrt mit phono-semantischen Hybriden auch phono-logisch geschrieben werden konnte und wurde.

Ludwig D. Lorenz ist seit 2009 Professor fu?r A?gyptologie an der Universita?t Bonn. Zu seinen Forschungsschwerpunkten za?hlen Schriftgeschichte, Kultursemiotik, A?gyptologische Bildanthropologie und Literatur des Mittleren Reiches. Zu den aktuellen Monographien za?hlen: Schriftentwicklung im Kulturkontakt. Das erste Jahrtausend der Alphabetschrift, Bd. 1 der Reihe Thot. Beitra?ge zur historischen Epistemologie und Medienarcha?ologie, Berlin, EB-Verlag, 2012; Kultur- und mediengeschichtliche Essays zu einer Archa?ologie der Schrift. Von den fru?hneolithischen Zeichensystemen bis zu den fru?hen Schriftsystemen in A?gypten und dem Vorderen Orient, Bd. 4 der Reihe Thot. "Beitra?ge zur historischen Epistemologie und Medienarcha?ologie", Berlin, EB-Verlag, 20120.

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