(16) Henrik Ibsen »Peer Gynt« Auszug aus dem 1. Akt - a podcast by Elisa Demonki

from 2006-11-10T23:03

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–ERSTER AKT–

SOLVEJG
(in der Tür.)
Wolltest nicht Du mit mir tanzen vorhinnen?

PEER GYNT.
Jawohl wollt‘ ich das; kannst Dich nimmer besinnen?
(Faßt sie bei der Hand.)
Komm!

SOLVEJG.
Doch, sagt Mutter, nicht lang! Nicht wahr?

PEER GYNT.
Sagt Mutter? Bist Du vom vorigen Jahr?

SOLVEJG.
Du machst Dich lustig -!

PEER GYNT.
Du bist doch aufs Haar
Schon erwachsen?

SOLVEJG.
Im Mai war ich am Altar.

PEER GYNT.
Wie heißt Du denn, – daß wir bekannter werden?

SOLVEJG.
Ich heiße Solvejg. – Und wie heißt Du?

PEER GYNT.
Peer Gynt.

PEER GYNT
(Faßt sie ums Handgelenk.)
Jetzt will ich drehn Dich, was Mutter auch schilt.





SOLVEJG.
Laß mich!

PEER GYNT.
Warum denn?

SOLVEJG.
Du bist so wild.

PEER GYNT.
Auch der Renbock ist wild, wenn der Sommer nah ist.
Komm und sei nicht so halsstarrig, Kind!

SOLVEJG
(zieht den Arm an sich.)
Darf nicht.

PEER GYNT.
Warum nicht?

SOLVEJG.
Du hast getrunken.

PEER GYNT.
Du schämst Dich, weil ich wie ’n Lump angezogen.

SOLVEJG
Das ist nicht wahr, nein, das bist Du nicht!
Ich darf nicht, und wenn ich schon mag.

PEER GYNT.
Vor wem bist Du bang?

SOLVEJG.
Meist vor Vater.

PEER GYNT.
Der ist wohl von diesen stillen Christen,
Läßt die Ohren hängen? Was? Hab‘ ich recht? Sag‘!
Ihr seid Pietisten?
Der Vater, nicht? – und auch Mutter und Du?
Na, kannst Du nicht reden?

SOLVEJG.
Laß mich in Ruh‘.

PEER GYNT.
Nein!
Du, ich verwandel‘ mich in einen Troll!
Ich komm‘ an Dein Bett heut, wenn Mitternacht voll.
Hörst Du dann ein Geschab‘ und Gekratze,
So denk nur nicht etwa, das wär‘ bloß die Katze.
Da komm‘ ich und trink‘ ich Dein Blut wie ein Mahr;
Und Dein Schwesterlein fress‘ ich mit Haut und mit Haar;
Ja, denn Du mußt wissen, ich bin Werwolf bei Nacht; –
Ich beiß‘ Dich in Lenden und Rücken und Mark – –
(Schlägt plötzlich einen andern Ton an und bittet wie in Angst.)
Tanz‘ mit mir, Solvejg!

SOLVEJG
(sieht ihn finster an.)
Jetzt warst Du arg.
(Ab ins Haus.)

–ZWEITER AKT–

(Peer Gynt geht eilig und unwillig den Steig entlang.
Ingrid, halb in Brautputz, sucht ihn zurückzuhalten.)

PEER GYNT.
Geh!

INGRID
(weinend.)
Nach all dem, was geschehen!
Und wohin?

PEER GYNT.
Was kümmert’s mich!

INGRID
(ringt die Hände.)
Welch ein Treubruch!

PEER GYNT.
Statt zu schmähen,
Wandre Deines Wegs wie ich!

INGRID.
Unsre Schuld muß uns vereinen!

PEER GYNT.
Hol‘ die Pest Euch Weiber alle – –
Außer einer -!

INGRID.
Welcher einen?

PEER GYNT.
Du bist’s schwerlich.

INGRID.
Also wer?

PEER GYNT.
Geh!

INGRID.
Ach Peer -!

PEER GYNT.
Schweig!

INGRID.
Du kannst unmöglich meinen,
Was Du redest.

PEER GYNT.
Kann ich doch!

INGRID.
Erst verführen, – dann erkalten!

PEER GYNT.
Und was hast Du, mich zu halten?
Hast Du ein Gesangbuch?
Hältst Du Mutters Schürze? Schlägst Du
Fromm den Blick zur Erde nieder?

INGRID.
Ich -?

PEER GYNT.
Bist Du vor hundert Tagen
Am Altar gewesen?

INGRID.
Nein –

PEER GYNT.
Kann Dein Auge züchtig sein?
Kannst Du mir ’ne Bitt‘ abschlagen?

INGRID.
Peer, bist Du von Sinnen, he?

PEER GYNT.
Wird der, der Dich ansieht, rein?
Sag‘!

INGRID.
Nein, aber –

PEER GYNT.
Also geh!
(Will gehen.)
Ich wär‘ ein Tropf!

INGRID
(bricht in Tränen aus.)
Du betrogst mich -!

PEER GYNT.
Du warst willig.

INGRID.
Trostlos war… (weiterlesen auf https://podcast-lesung.de/16-henrik-ibsen-peer-gynt-auszug-aus-dem-1-akt/)

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