118 Wie geil sind Nachtzüge wirklich? - a podcast by Radiorebell

from 2020-10-07T20:41:45

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Nachtzüge: Das dankbarste Thema seit „Mathematische Grundlagen der Astrophysik“. Mit großer Freude besprechen wir sie in dieser Themenfolge, sowohl im Kontext von Politik und Umweltschutz als auch unter Einbeziehung unserer eigenen Nachtzug-Erlebnisse.







Die Vergangenheit







Schon vor 100 Jahren hatte Europa ein gut ausgebautes und komfortables Nachtzugnetz. Von München oder Berlin konnte man mit dem Zug nach Konstantinopel, Lissabon, Stockholm, Moskau, Paris oder Königsberg fahren. Doch leider wurde dieses Netz nach und nach ausgedünnt, immer mehr Strecken wurden eingestellt, die Taktungen wurden immer geringer. Als die Deutsche Bahn 2016 schließlich ihre City Night Lines eingemottet hat, erreichte diese Entwicklung ihren Tiefpunkt. Grund dafür ist vor allem die Luftfahrt und die Tatsache, dass sie im letzten Jahrhundert auch auf kurzen Strecken rentabel und erschwinglich wurde – aber nicht nur aufgrund neuer Technologien, sondern vor allem aufgrund politischer Entscheidungen.







Nach den Regeln des Marktes haben die teureren und langsameren Nachtzüge keine Chance, es bräuchte eigentlich enormen Subventionen für diese umweltfreundliche Art zu reisen. Doch das Gegenteil passierte: Die Luftfahrt wurde großzügig subventioniert und das führte dazu, dass man die Entscheidung der Deutschen Bahn aus rein wirtschaftlicher Sicht leider als richtig betrachten muss. Ein Beispiel von vielen, wieso nach meiner Meinung eine Bahn in staatlichen Händen, deren oberstes Ziel die Bereitstellung einer flächendeckenden Versorgung nach den Bedürfnissen der Zeit statt die Generierung von Gewinn ist, sinnvoller wäre.







Die Gegenwart







Aber zum Glück zeichnet sich langsam eine Trendwende ab und das ist nicht zuletzt all denen zu verdanken, die in den letzten Jahren geholfen haben, das Thema Klimaschutz und Mobilitätswende populärer zu machen. Viele Menschen wollen innerhalb Europas und erst recht innerhalb Deutschlands nicht mehr fliegen, sie schämen sich zurecht dafür. Hinzu kommen natürlich all diejenigen, denen das Fliegen „zu einfach“ geht und die eher nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel.“ Abenteuer suchen. So gibt es inzwischen wieder eine wachsende Zielgruppe für Nachtzüge und das Netz wird wieder von Jahr zu Jahr ausgebaut – in gesamteuropäischer Kooperation, aber mit der österreichischen Bahn ÖBB als treibende Kraft, die auch die auch die Züge mit dem Namen nightjet bereitstellt.







Nachtzüge in Deutschland







In Deutschland gibt es inzwischen wieder ein gut ausgebautes Nachzugnetz. Von München kann man unproblematisch nach Rom, Zagreb, Venedig, Mailand, Rijeka oder Ljubljana fahren, aber auch nach Düsseldorf und Hamburg. Von Berlin gibt es Verbindungen nach Malmö, Moskau und seit neuestem auch Budapest und eine Verbindung von Zürich nach Berlin und Hamburg, die in Hannover geteilt wird, verbindet auch viele Städte innerhalb Deutschlands.







Nachtzüge in Europa







Auch in Großbritannien gibt es Nachtzüge, die aber meist legendäre Namen statt Nummern haben, in Spanien und Italien verkehren ebenfalls Nachtzüge. Bei unseren Nachbarn sind natürlich Österreich und auch die Schweiz am weitesten, aber auch Polen hat ein nationales Nachtzugnetz. Über sonstige Nachtzüge im Osten Europas können wir natürlich viel aus eigener Erfahrung erzählen, etwa von unserer wirklich komfortablen Fahrt im Hellas-Express von Skopje nach Belgrad: Während der Fahrt waren die Türen geöffnet oder präziser ausgedrückt gab es gar keine Türen. Wenn du dann im letzten Abteil des letzten Wagens sitzt und jemanden an dir vorbeilaufen und nicht mehr wiederkommen siehst, kommst du schon ins Grübeln… Und ob ihr´s glaubt oder nicht, es gab tatsächlich auch schon eine Nachzugfahrt bei selbst ich richtig abgekotzt habe – im wahrsten Sinne des Wo...

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