#RR48 Was ist Stolz? - a podcast by Radiorebell

from 2018-09-04T11:56:29

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Ich will kein Nazi sein also bin ich jetzt ein linker Chaot. So läuft das jetzt hier. Entscheidet euch. Du willst nicht das Menschen auf Grund Ihrer Haarfarbe oder Herkunft, vielleicht auf Grund des Klangs ihres Namen oder wegen ihrer sexuellen Ausrichtung gejagt werden? Dann bist du ein linker Chaot. Ich kann es nicht ändern. Ich habe die Regeln nicht gemacht.

Ich bin mittlerweile sogar überzeugter linker Chaot, weil ich tagesaktuell Bestätigung dafür erhalte zu welcher Sorte von Menschen ich nicht gehören möchte. Es sind Menschen, wie die 6000 Menschen in Chemnitz, die am vergangenen Montag eindrucksvoll Parolen grölend, Ärsche zeigend ihre Trauer um Daniel H. zum Ausdruck brachten. Ich hasse diese Menschen und da spielt es auch keine Rolle ob die aus Chemnitz, München oder Gütersloh kommen.

„Aber das sind doch nicht alle Nazis?“

Das vermag ich nicht zu beurteilen, hat auch für meinen Hass keine sonderlich große Relevanz und doch ist es vielleicht die Begrifflichkeit, die meine Abscheu allgemeingültig am besten trägt und ob da innerhalb des Mobs jemand still Präsenz und Solidarität mit Nazis zeigt oder vorfreudig die Quarzsandhandschuhe überstreifte ist mir ziemlich egal.

Chemnnitz war seitens der Rechtsextremisten unglaublich straff organisiert. Da wirkte bezüglich der Mobilisierung kein viraler Effekt, das ist harte Arbeit, viel Fleiß und Geschick, welches in ein hervorragend organisiertes und stabil kommunizierendes Netzwerk geflossen ist. Eklig, aber wichtig zu berücksichtigen.

Man mobilisiert nicht mal eben 6000 Menschen, die aktiv für oder gegen etwas auf die Straße gehen. Es gab bundesweite Anreisen, was zeigt welche Opferbereitschaft vorhanden und zu welchen zeitlichen Investments man seitens der Gesellschaftsfeinde bereit und in der Lage ist. Chemnitz ist ein Meilenstein der radikalen Rechten, da es trotz der drastischen Dimensionen gesellschaftlich zu kaum nennenswerter Gegenwehr außerhalb der allseits üblichen Empörung kam.

Wer diese Nazis schützt, deckt oder mit Ihnen auf die Straße geht, macht sich mit Ihnen gemein und ist nicht weniger verachtenswert als der braune Mob selbst und es wäre schön, wenn wir aufhören könnten Besorgnis oder soziale Stellung als Ausrede gelten zu lassen, dass man sich wie ein rechtsradikales Arschloch verhält.

„Die Politik wird uns helfen“

Unser Innenminister hält es nicht für nötig ein klares vollwertiges Statement gegen Rechtsextremismus abzugeben und ergänzt stattdessen das Statement des Regierungssprechers, dessen Stellungnahme aber auch nicht so klang als hätte er Sorgen über die Geschehnisse in Chemnitz.

Aber es liegt nicht an Seehofer. Vermutlich hasse ich auch große Teile der CDU/CSU und das nicht erst seit Ausruf der konservativen Revolution und der unsäglichen Grenzabweisungs-Schmierenkomödie. Das war die Initialzündung für das erneute Erstarken der AfD.

„Aber wir haben ja noch die anderen Parteien?“

Sebastian Czaja fasste letzte Woche meinen Eindruck von der FDP wunderbar in einem Tweet zusammen.

„Antifaschisten sind auch Faschisten. Feuer mit Feuer zu bekämpfen ist keine gute Idee. Gewaltmonopol liegt allein beim Staat. Wir müssen laut sein, aber niemals radikal. SC @SawsanChebli“

Selbst als Reaktion auf einen Tweet von Sawsan Chebli, den sie mittlerweile löschte und erklärte, ist die Aussage „Antifaschisten sind auch Faschisten..“ völlig unabhängig von den noch folgenden Sätzen eine Aussage, die sich weit weg außerhalb des Bereiches befindet, den ich so als den gesellschaftlichen Mindestkonsens gesehen habe.

Und Herr Czja ist ja nicht einmal bei der AfD. Den Czaja hasse ich demnach auch und wenn ich so das liberale Weltbild von Kubicki sehe, in dem man als Mensch für sich selbst scheinbar überhaupt gar keine Verantwortung mehr trägt, so wird mir speiübel.

Wo wir bei der AfD gerade sind. Die hasse ich natürlich auch alle. Restlos. Sortiert in unterschiedliche Gruppen.

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